Die Geburtsberichte meiner Kinder habe ich fast zeitgleich geschrieben, sodass die Erinnerungen an beide Erlebnisse unterschiedlich frisch waren. Unsere erste Tochter kam bereits in Juni 2015 im Virchow Klinikum zur Welt. Im Anschluss findet ihr den Geburtsbericht.
Die letzten Tage vor der Geburt
Für die Geburt im Krankenhaus hatte ich mir eine Beleghebamme gesucht, die nicht nur die Vor- und Nachsorge übernahm, sondern auch die gesamte Geburt betreuen sollte. Am errechneten Geburtstermin sollte ich zu einem Vorsorgetermin ins Krankenhaus kommen. Dort stellte meine Hebamme fest, dass der Muttermund schon 3cm geöffnet ist. Sie machte mir große Hoffnungen, dass wir uns noch am selben oder nächsten Tag zur Geburt wiedersehen würden. Die Untersuchung des Muttermundes war sehr schmerzhaft und rückblickend bin ich mir ziemlich sicher, dass sie eine Eipollösung durchführte. Der Geburtsbeginn lies aber noch bis zur 40+4 Schwangerschaftswoche auf sich warten.
Endlich geht es los
Ich wachte um 6 Uhr morgens mit einer ersten Wehe auf und wusste sofort, dass es eine richtige Geburtswehe ist. Die Wochen zuvor spürte ich bereits viele Übungswehen, aber diesmal fühlte es sich anders an. Um mir die endgültige Bestätigung zu holen, lies ich warmes Wasser in die Badewanne. Aus der Wanne wollte ich allerdings sofort wieder raus und die Wehen wurden auch sofort intensiver. Ich rief also meine Hebamme an, dass es jetzt losgeht und wir uns demnächst im Krankenhaus treffen sollten. Die Wehen kamen schon circa alle 7 Minuten, waren aber noch gut auszuhalten, sodass ich noch in Ruhe duschte, mich schminkte (ich wollte meine komplette Morgenroutine vollziehen) und frühstückte, während mein Mann schnell zur Bank lief, um Bargeld für das Taxi zu holen. Wir waren für 9 Uhr mit unserer Hebamme im Kreissaal verabredet. Dort angekommen wurde ich erstmal ein CTG angeschlossen und der Muttermund untersucht. Dieser war 5cm offen und auch die Wehen kamen nun alle 5 Minuten.
Von Krankenhausroutinen und Interventionen
Unsere Hebamme empfahl uns noch eine Weile spazieren zu gehen, bis die Wehen in noch kürzeren Abständen kommen. Nach etwa 30 Minuten hielt ich es allerdings nicht mehr draußen aus und wollte zurück in den Kreissaal. Dort angekommen wurde ein Einlauf gemacht, den ich auf der Krankenhaustoilette direkt bereut habe. Genauso wie die anschließende Buscopan-Spritze in meinen Oberschenkel, hatte ich im Vorfeld der Geburt von diesen Abläufen nichts gewusst und war dementsprechend etwas überfordert eigenständige Entscheidungen zu treffen. In diesem Ausnahmezustand kam ich auch nicht auf die Idee, dass ich diese Eingriffe hätte ablehnen können.
Im Kreissaal kamen die Wehen nun in immer kürzeren Abständen. Ich wollte auch nur noch auf dem Bett liegen und mich irgendwie von Wehe zu Wehe hangeln. Bei der nächsten vaginalen Untersuchung meiner Hebamme sah ich aus dem Augenwinkel, dass sie sich etwas über den Finger zog. Ohne Ankündigung lies sie meine bis dahin intakte Fruchtblase sprengen. Als ich sie fragte, warum sie dies tat, erklärte sie mir, dass die Geburt dadurch schneller voranginge. In der Tat ergriff mich im nächsten Moment eine sehr schmerzhafte Wehe gefolgt von weiteren Wehen im Minutentakt.
Ich wurde mehrfach gefragt, ob ich nicht doch noch eine PDA möchte, die ich zu Beginn der Geburt zunächst abgelehnt hatte. Die Wehenschmerzen waren nun so heftig, dass ich doch noch darum bar mir eine zu legen. Der erste Anästhesist war auch prompt zu Stelle, musste aber kurzfristig in eine Not-OP. Der zweite Anästhesist kam gerade noch rechtzeitig, da ich zu diesem Zeitpunkt kaum noch stillhalten konnte.
Presswehen ohne Pressdrang
Mittlerweile war es mittags geworden. Die PDA wirkte sehr schnell und effektiv und man konnte die Wehen nur noch auf dem CTG sehen. Um diese zu unterstützen wurde ich zusätzlich an den Wehentropf angeschlossen. An die letzten zwei Stunden der Geburt kann ich mich kaum noch erinnern. Ich hatte keinerlei Gefühl oder Schmerzen. Meine Hebamme kam irgendwann wieder zu uns in den Kreisaal (ich vermute das CTG auf dem Monitor im Hebammenzimmer zeigte wieder genügend Wehen an) und rief dann auch schon den Arzt an, der zum Abschluss noch dabei sein sollte. Ich wurde aufgefordert zu pressen. Mehrere Male hintereinander. Es fühlte sich irgendwie komisch an, weil ich ja überhaupt keinen Pressdrang verspürte. Nach einigen Presswehen wurde unsere Tochter um 15:13 Uhr geboren.
Endlich ist sie bei uns
Weil die Nabelschnur zu kurz war, wurde sie durchtrennt, noch bevor ich mein Baby auf die Brust gelegt bekam. Als es endlich soweit war, konnte ich mein Glück kaum fassen und war unendlich glücklich über unser gesundes Wunder.
Ich hatte keine Geburtsverletzungen, durch das Nachwirken der PDA konnte ich aber nicht sofort aufstehen. Da der Kreissaal sofort wieder gebraucht wurde, das Zimmer auf der Wochenbettstation aber noch nicht fertig war, musste ich in meinem Bett und mit Baby im Arm auf dem Flur warten. Zum Glück bekamen wir ein Familienzimmer und konnten am nächsten Tag das Krankenhaus verlassen.
Ich hoffe der Geburtsbericht hat euch gefallen. Lest hier, wie meine zweite Geburt ablief. Unser Sohn Aaron kam im Januar 2018 bei uns zu Hause zur Welt.
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Mai 15, 2018 at 9:01 pm